Geschichte und Entwicklung

Die Idee des Waldkindergartens stammt aus Dänemark. Das Erleben in der Natur ist in den nordischen Ländern eine Voraussetzung für Lebensqualität. Auf dieser Grundlage wurden in den 70er Jahren Waldkindergärten in Deutschland gegründet. Der erste anerkannte Waldkindergarten öffnet in den 90er Jahren in Flensburg und zieht eine Gründungswelle nach sich. Mittlerweile gibt es schätzungsweise über 2000 Natur- und Waldkindergärten in Deutschland.

Unser Waldkindergarten „Glückspilze“ wurde im April 2002 auf Initiative der damaligen Leiterin Andrea Meier-Reimer in Form einer Waldspielgruppe gegründet. Im Jahr 2012 erfolgte die Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe. Wir unterliegen dem KiBiz (Kinderbildungsgesetz) und arbeiten nach dessen Richtlinien. Der Elternbeitrag ist der Satzung des Kreises Minden-Lübbecke angepasst.

In unseren inzwischen vier Bauwagen haben wir aktuell Platz für 20 Kinder. In diesen befinden sich Spiele, Bastelmaterialien, Wechselkleidung, Werkzeuge und Schlafmöglichkeiten. Für die kalten Tage sind zwei Wagen beheizt. Bei Sturm oder starken Minustemperaturen dürfen wir das Gemeindehaus der ev. Kirchengemeinde Bad Holzhausen dankenswerterweise nutzen. Wir bieten bis maximal 20 Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren die Möglichkeit, einen Teil ihrer Kindheit im Wald zu verbringen. Unser Mitarbeiterteam besteht derzeit aus 4 Erzieherinnen, einer Erzieherinn im Anerkennungsjahr sowie einer zusätzlichen Ergänzungskraft.

Rund um unser Gelände befindet sich eine große Wiese mit Kräuterbeet, Erdbeerbeet, Weidentipi und verschiedenen Beerensträuchern und Obstbäumen. Es gibt einen Sandbereich, einen Sitzkreis aus Baumstümpfen und das „Gebüsch“- lädt zu unbegrenzt vielen, phantasievollen Spielen ein. Nach ca. 5 Minuten Fußmarsch erreichen wir „unseren Wald“ mit seinen unterschiedlichen Stammplätzen. „Mooswald“ oder „Hügelwald“- jeder bietet auf seine Weise andere Herausforderungen und Spielmöglichkeiten.

Tagesablauf

Der Kindergarten hat montags bis freitags von 7:45 Uhr bis 14:45 Uhr geöffnet. Bei Bedarf bieten wir eine Übermittagsbetreuung an, wir bekommen ein warmes Mittagessen von einem örtlichen Anbieter geliefert.

  • Ankunft am Treffpunkt
  • Gemeinsamer Begrüßungskreis
  • Marsch zu einem ausgewählten Waldplatz
  • Gemeinsamer Morgenkreis
  • Frühstück im Wald
  • Freispiel
  • Gemeinsame Aktivitäten (Kleingruppenangebote)
  • Schlusskreis
  • Rückkehr zu den Bauwagen
  • Abholung der Kinder durch die Eltern 12:15-13Uhr
  • Mittagessen und Mittagspause für die Tageskinder
  • Freispiel und kleine Angebote für die Tageskinder
  • Abholung der Kinder durch ihre Eltern oder Großeltern

Rituale sind ein wichtiger Bestandteil unseres gemeinsam erlebten Tages. Sie geben den Kindern Sicherheit und ein Gefühl für Zeit. Die Abläufe im Morgenkreis und beim Frühstück sind immer die Gleichen. So kann sich jeder mit einbringen und erlebt sich als Teil der Gemeinschaft.

Konzept

Im Waldkindergarten gibt es keine Wände und keine räumlichen Grenzen. Die Kinder können sich spontan und frei bewegen. Durch Hüpfen, Springen, Balancieren oder Kriechen wird das gesunde Wachstum gefördert. Erlebte Anspannungen können gleich in Bewegung und Kreativität umgesetzt und verarbeitet werden.

Der Waldkindergarten bietet den Kindern ein unmittelbares Erleben der Jahreszeiten in der Natur. Veränderungen in der Natur werden entdeckt und hinterfragt. Vom Sprießen kleiner Keime über Aufgehen der Blüte, Fallen der Blätter bis hin zu vereisten Pfützen.
Wichtig ist es auch, dass die Kinder die Regeln für den Aufenthalt in der Natur kennen und leben lernen.
Hierzu gehört, dass wir die Natur so zurücklassen, wie wir sie vorgefunden haben und auch keinen Unrat hinterlassen.
Wir nehmen aus der Natur auch nichts in den Mund.
Wir pflücken und brechen nichts ab.
Wir gehen nur so weit, wie wir uns sehen und hören.

Bildungsziele

Kinder möchten sich ein Bild von der Welt machen. Niemand sonst kann dies für sie tun. So betrachtet ist Bildung Selbstbildung (vergl. Bildungsvereinbarung NRW). Diese Selbstbildungsprozesse zu unterstützen und zu begleiten ist unser Anliegen. Hierbei orientieren wir uns an der Bildungsvereinbarung und dem Schulfähigkeitsprofil des Landes NRW.
Folgende Bildungsziele setzten wir um:

  • Bewegung und Körperbewusstsein
  • Gesunde Ernährung
  • Sprachbildung
  • Soziale Bildung
  • Musisch, ästhetische Bildung
  • Religiöse, kulturelle Bildung
  • MINT Bildung
  • Ökologische Bildung
  • Medienbildung

Neben der begleitenden alltagsintegrierten Sprachentwicklungsbeobachtung in Kindertageseinrichtungen (BaSiK) setzen wir unsere selbstentworfene Walddokumentation ein.

In diesem Sinne möchten wir Schulfähigkeit verstehen und den Kindern gute Möglichkeiten bieten, um diese zu entwickeln.
All diese Basiskompetenzen finden sich in den Zielen und Schwerpunkten unseres Konzeptes als Waldkindergarten wieder und werden im Lernort „Wald“ täglich trainiert.

Elternengagement

Wir können nur existieren, wenn Eltern sich aktiv mit einbringen. Wir wünschen uns, dass Eltern uns tatkräftig und engagiert bei allen anfallenden Arbeiten rund um das Bauwagengelände unterstützen.

Engagement ist ein wichtiger Bestandteil des Waldkindergartens. Es startet mit der Mitgliedschaft im Verein und in den unterschiedlichen Elterndiensten. Die Dienste kümmern sich um viele unterschiedliche Angelegenheiten wie Tee-Wasser-Dienst, Planung des Sommerfests, des Erdbeerfests, Durchführung von Reparaturen und Einkäufen.

Die regelmäßige Teilnahme an Elternabenden ist uns sehr wichtig, um einen kontinuierlichen Austausch über die Geschehnisse im Wald und unsere pädagogische Arbeit möglich machen zu können. Wir bieten zwei Mal jährlich Elternsprechtage an, um ausführliche Informationen über die individuelle Entwicklung Ihres Kindes zu ermöglichen.